
In Lonnerstadt sind die Narren los
„Loschedder Gwaaf“ tönte es immer wieder durch den Sonnensaal in Lonnerstadt. Natürlich kamen die unliebsamen Höchstadter Nachbarn nicht ungeschoren davon.
„Die Brück’n hat ganz schö lang gedauert.“ Der ganze Umleitungsverkehr sei über Lonnerstadter Hoheitsgebiet gegangen, stellte „Gemeindearbeiter“ Markus Lenk fest. „Wegezoll“ hätte Lonnerstadt von Höchstadt einfordern sollen, dann hätte die Marktgemeinde das Grundstück des Kindergartens nicht verkaufen müssen. Ein bisschen Häme muss sein, bei der „Großen Faschingsgaudi“ des TSV Lonnerstadt. Und die kleinen Spitzen gehen meist in Richtung Höchstadt.
Markus Lenk und Philipp Redher führten als Gemeindearbeiter den Dialog. „Loschedder Gwaaf“ halt – genauso heißt auch der Schlachtruf, der immer wieder durch den Sonnensaal dröhnte. Auch Landrat Alexander Tritthart war den TSVlern nicht entwischt: Immer in Anzug und Krawatte, hatten sie bemerkt. Ob beim Weiherabfischen mit Fischerhose oder bei der Erdbeerernte, spiele da keine Rolle.
Wie schon seit Jahrzehnten steuerte Thomas Bär als Moderator das TSV-Narrenschiff durch die Wogen. Alter Schwede, war das ein Kostüm. Auch wenn er Probleme mit den langen Haaren hatte. Die Höchstadterin Helga Schulz hatte die Hand im Spiel, damit Bär sich so mittelalterlich präsentieren konnte. Viel junges Volk war in diesem Jahr auf der Bühne des „Sonnensaals“. Wie sich beim Sexualkundeunterricht in der Schule zeigte, ist der Nachwuchs ganz schön frühreif.
Ein „volles Haus“ hatten die Lonnerstadter Narren. Noch dreimal wollen sie das Spektakel – vier Stunden Musik, Tanz, Witze und Sketche – auf die Bühne bringen. „Eingeflogen aus Oberwinterbach“ wurde Marlen Derrer (geborene Teufel). Mit ihrem Lied über die Pubertät landete sie einen Volltreffer. „Mit 15 willst sie auf’n Mond naufschießen. Mit 16 holst sie ab vom Koma-Saufen“, sang sie über die lieben Kleinen, die mit fünf oder sechs ja „soo süß“ sind.
Überhaupt der Nachwuchs: Was der alles für Fragen stellt, überfordert so manche Eltern. Auch Marlen Derrer, der ihre lieben Kleinen (Markus Ruhmann und Frank Haslauer) ein Loch in den Bauch fragten. Das begeisterte Publikum forderte einen Nachschlag.
Was dabei herauskommt, wenn ein Urgewächs des Loschedder Faschings (Markus Ruhmann) in eine Umfrage über Computer und iPhone gerät, kann man sich vorstellen. Selina Hoppe, die die Fragen stellte, hatte keinen leichten Job. Ob Figurprobleme, mit denen sich vier Lonnerstadterinnen beschäftigten, oder eine „Gruppentherapie“ – die Organisatoren hatten sich viel einfallen lassen. Obwohl die beiden „Blondies“ (Jaqueline Bär und Selina Hoppe) „nicht die hellsten Kerzen auf der Torte“ sind, wussten sie genau, wie Männer ticken. Ob sie dabei den trinkfreudigen „Markus“ im Blick hatten? Nach dem Altstadtfest ist er „über die Aaschbrückn g’fohrn, obwohl die noch gar nicht fertig war“.
Und dann war da noch das tolle Bühnenbild: Die alte, wieder aufgebaute Viehwaage, ein neues Baugebiet und der Kindergarten, der aus allen Nähten platzt, waren die Themen, die Hans Singer in den Fokus genommen hat. Nachdem das Licht gelöscht war, dankten „leuchtende Herzen“ dem Lonnerstadter Original.